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5.3 Anwendung auf Translation Memories

Wir wollen uns hier auf die Gruppe der Translation Memories konzentrieren. Für diesen Begriff benutzt die Kommission folgende Definition:

"A translation memory is a multilingual text archive containing (segmented, aligned, parsed and classified) multilingual texts, allowing storage and retrieval of aligned multilingual text segments against various search conditions."

Dies ist eine sehr allgemeine Definition, die daher alle gängigen Produkte, die sich Translation Memory nennen, umfaßt.

Im Gegensatz zu anderen Systemen werden mit Translation-Memory-Programmen keine Daten bzw. Datenbanken mitgeliefert, sondern es handelt sich bei dem Produkt hauptsächlich um eine Arbeitsumgebung. Daher muß sich die Evaluation auf die Funktionen und Features konzentrieren.

Folgende Fragen sollen untersucht werden:

Zunächst einmal muß man sich darüber klar werden, ob es überhaupt zwingend notwendig ist, ein TM zu benutzen, oder eine andere Methode erfolgversprechender ist. Dazu muß man sich überlegen, ob der Sourcetext viele Wiederholungen aufweist und reich an Terminologie ist. Ist Konsistenz innerhalb des Dokuments nötig?

Hat man entschieden, daß man tatsächlich ein TM benutzen möchte, stellt sich die Frage, welches TM-System zu benutzen ist. Ein Kriterium ist die benutzte Sprache. Obwohl TMs KEIN linguistisches Wissen benutzen, müssen beispielsweise notwendige Zeichensätze unterstützt werden. Dafür gibt es noch keinen Standard. Weiterhin muß man untersuchen, welche Formate das jeweilige System unterstützt.

Falls Texte häufig aktualisiert werden müssen, hat dies Einfluß auf die Entscheidung, ob ein Datenbank- oder Datei-Speicherung-orientiertes System vorteilhafter ist.

Auch der Übersetzer (Endnutzer) ist in die Planung einzubeziehen. Welche Software und Hardware ist nötig? Womit hat der Benutzer Erfahrung?

Handelt es sich um einen einzelnen Übersetzer oder um ein Team? Falls letzteres der Fall ist, ist von Bedeutung, ob alle lokal in der Nähe und greifbar oder verstreut an verschiedenen Orten sind. Müssen Arbeiten übers Netzwerk möglich sein? Arbeiten Leute u.U. gleichzeitig am selben Dokument? Kann man in dem System individuelle Lese-/Schreibrechte vergeben? Ist Exportieren von TMs möglich, um sie beispielsweise auszugliedern? Projektspezifische TMs möglich?

Die letzte Frage muß berücksichtigen, daß die Anschaffung eines TMs den Umstand der Teamarbeit/Nähe ändern kann.

Wie man sieht, kann man also keine generellen Evaluationen durchführen, sondern es ist stets vom Kunden und seinen Bedürfnissen abhängig, wie geeignet ein Produkt ist.


Arno Erpenbeck und Timo Steffens, 29. März 2000
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