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3.2.1 Module

Die Workbench besteht aus:

Das Translation Memory ist als wichtigste Komponente der TW eine mehrsprachige Satzdatenbank, in der ausgangs- und zielsprachliche Sätze paarweise einander zugeordnet sind. Die Satzpaare werden als Übersetzungseinheiten bezeichnet und zusammen mit bestimmten Zusatzdaten abgespeichert. Bei der Übersetzung eines neuen Textes wird das Translation Memory abgefragt und zeigt (Teil-) Übereinstimmungen mit vorhandenen Sätzen an. Die Abfrage erfolgt fuzzy oder unscharf und führt zu den als Matches bezeichneten Treffern. Eine fuzzy Suche führt zum Auffinden ähnlicher Sätze im Translation Memory, wobei ein als Neuronales Netz bezeichnetes Abgleichverfahren verwendet wird. Das TM erlaubt auch die Suche nach beliebigen Zeichenketten (Wörtern, Wortteilen, Wendungen usw.) in der sogenannten Konkordanzsuche.

MultiTerm ist ein Terminologieverwaltungsprogramm, das als Einzelanwendung oder Teilprogramm der TW genutzt werden kann, um einen sachgebietsbezogenen Spezialwortschatz zu pflegen. In MultiTerm sind Termini mehrsprachig zusammen mit Zusatzinformationen wie Quellenangaben, Definitionen, Sachgebieten, Grammatikangaben u.ä. als strukturierte Begriffseinträge abgelegt. Die Datenstruktur in MultiTerm ist in Systemfelder, Indexfelder, Textfelder und Attributfelder gegliedert. Indexfelder dienen zur Aufnahme/Abfrage der Schlagwörter, Textfelder für die frei formulierten Zusatzinformationen(z.B. Definitionen, Kontexte, Quellenangaben) und Attributfelder für feste Werte einer Auswahlliste (z.B. Sachgebiet, Grammatikangaben). Wie beim Translation Memory dienen diese Felder zur Anzeige und gefilterten Abfrage. Eine Abfrage des Translation Memories bewirkt bei entsprechender Voreinstellung eine automatische Abfrage von MultiTerm und eine Anzeige der Ergebnisse (aktive Terminologieerkennung). Die Abfrage in MultiTerm erfolgt fuzzy, wobei zuvor ein Fuzzy-Index aktiviert werden muß.

Die Abfrage des TM erfolgt aus der Textverarbeitung heraus über eine DDE-Schnittstelle (DDE=Dynamic Data Exchange, ein Verfahren zur Verknüpfung mehrerer MS-Windows-Anwendungen). Die über das Makro (Dokumentenvorlage) in die Textverarbeitung eingeblendeten Menüoptionen bzw. Symbole stellen den einzigen Anwenderzugang zum TM dar. Die Arbeitsweise ist interaktiv. Das TW segmentiert den Quelltext während der Übersetzung nach vordefinierten Regeln und durchsucht die Datenbank nach bereits übersetzten Teilen. Ein Abfragesatz wird in der Textverarbeitung automatisch farbig unterlegt und in das gleichzeitig geöffnete TM-Fenster übernommen. Ein ggf. passender Match erscheint mit Angabe der prozentualen Übereinstimmung, und die Übersetzung des TM-Satzes wird in ein Farbfeld der Textverarbeitung übernommen, wo sie weiter editiert werden kann. Sobald ein neues Segment gespeichert ist, erhält es einen Eintrag im TM und wird beim nächsten ähnlichen Segment zur Auswahl gestellt. Zusätzlich werden im TM-Fenster die Treffer aus MultiTerm markiert und in einem eigenen Fensterbereich angezeigt. Eine Konkordanzsuche kann aus der Textverarbeitung oder unter der TM-Oberfläche durchgeführt werden. Als Ergebnis werden alle Übersetzungseinheiten mit der Suchmenge (ebenfalls fuzzy) in einem eigenen Fenster dargestellt. Nicht zu übersetzende Satzteile wie Grafiksymbole oder Feldinformationen (Datum, Seitenzahl) werden unverändert in den ZT-Satz eingefügt.

Transcend ist eine PC-Software zur vollautomatischen Übersetzung natürlichsprachlicher Texte ins Englische und aus dem Englischen. Transcend liefert keine Wort-für-Wort - Übersetzung, sondern analysiert morphologische und syntaktische Strukturen sowie semantische Merkmale und versucht, diese korrekt in die Zielsprache zu übertragen. Transcend erstellt jedoch, wie alle MÜ-Systeme, Rohübersetzungen, die überarbeitet werden müssen. Transcend ist in die MS-Windows-Umgebung und insbesondere in die TW integriert und "interagiert" mit den Modulen Translation Memory und MultiTerm sowie mit der Textverarbeitung MS Word oder Corel WordPerfect für Windows über ein DDE-Makro. Transcend arbeitet mit eigenen, komplex aufgebauten Wörterbüchern, und zwar einem nicht zugänglichen Hauptwörterbuch sowie mit erweiterbaren Benutzerwörterbüchern. Letztere, von denen immer nur eines aktiv sein kann, werden vor dem Hauptwörterbuch abgefragt und haben eine höhere Priorität.

Mit WinAlign bietet Trados ein spezielles Tool an, mit dem aus schon vorhandenen Dokumenten und ihren Übersetzungen Translation Memories erstellt werden können. Es handelt sich hierbei um ein visuelles, interaktives, sehr flexibles und vielseitiges Tool, das eine Fülle von Optionen zur Optimierung der Ergebnisse des Alignments bietet. Das Programm muß vor allem Satzgrenzen richtig erkennen und Probleme bewältigen, die dadurch entstehen, das ein AT-Satz mit mehreren ZT-Sätzen (oder umgekehrt) übersetzt wurde. Zur Analyse verwendet WinAlign eine Kombination aus statistischen Parametern (mittlere Satz- und Wortlängen) und Texthinweise wie in Sätzen enthaltene Eigennamen, Akronyme, Zahlen, Tags von Markup-Sprachen. Das noch zu überarbeitende Ergebnis wird anschließend in ein TM importiert und als Alignmentergebnis gekennzeichnet.

Fazit: Die Translator's Workbench kann als rechnergestützte Arbeitsumgebung nur unter bestimmten Bedingungen nutzbringend eingesetzt werden. Die MÜ-Komponente eignet sich nur für Texte mit einfachen syntaktischen Strukturen, die Wörterbuchpflege ist relativ zeitaufwendig, die Kodierung der Einträge nicht immer leicht nachvollziehbar, die Interaktion mit der Terminologieverwaltung bringt zwar einen Gewinn für die Terminologie, stört aber die syntaktische Analyse von Transcend. Das Translation Memory ist durch seine Einbettung in zwei bekannte Textverarbeitung bedienerfreundlich, wozu auch die "optische Führung" durch farbige Unterlegung der gerade zu übersetzenden Sätze zählt. Sein Nutzen zeigt sich aber vor allem bei sehr ähnlichen Texten, wobei auch eine thematische und textsortenmäßige Nähe nicht ausreicht. Die Konkordanzsuche ist für das Auffinden von Einzelbegriffen oder Wendungen sehr hilfreich. Die aktive Terminologieerkennung ist sehr nützlich, bedingt jedoch den vorherigen Aufbau spezifischer Terminologiedatenbanken.


Tony Peters, Frauke Schmeier und Annika Surrey, 29. März 2000
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