BASTA - Alternativer Studierendenausschuß der Liste Regenbogen

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Warum eigentlich selbstverantwortlich studieren?
 
Die Hochschulen und auch das Studi-um sollen reformiert werden. Die Leitbilder für die Reform sind unter anderem kürzere Studienzeiten und geringere Abbruchquoten. Um diese Ziele zu erreichen werden eine Reihe von Reformvorschlägen gemacht, die eine stärkere Reglementierung des Studiums vorsehen. 

Unter dem verharmlosenden Begriff „Studium auf Probe“ sind schon dieses Semester die StudienanfängerInnen in Cognitive Science zunächst befristet für zwei Semester immatrikuliert. Die Rückmeldung nach dem zweiten Semester kann nur nach Vorlage einer bestimmten Anzahl Scheine erfolgen, ansonsten müssen zusätzliche Auflagen erfüllt werden (wir berichteten im BASTA-Bulletin Mitte Juli). Mit dieser Regelung soll dafür gesorgt werden, daß potentielle Abbrecher-Innen frühzeitig aufhören zu studieren, und nicht erst nach drei oder vier Jahren. Die Kosten dafür sind eine Entmündigung der Studierenden, denen die Entscheidung für einen Abbruch abgenommen wird. 

Zusätzlich könnte es künftig Realität werden, daß Studierende sich beraten lassen müssen. Natürlich sind dann auch Verbesserungen bei der Beratung geplant, was unbedingt wün-schenswert ist. Allerdings erscheint eine erzwungene Teilnahme an einem Beratungsgespräch eher kontraproduktiv. Es ist vielmehr anzunehmen, daß ein gutes Beratungsangebot und damit verbundene reale Hilfemöglichkeiten in Problemsituationen dafür sorgen werden, daß das Angebot freiwillig wahrgenommen wird. 

Es werden an vielen Fachbereichen schon Kreditpunktesysteme einge-führt. Wenn diese einfach nur das Scheinsystem ersetzen, ist daran im Grunde nichts auszusetzen. Die Veränderungen der Studienordnungen im Hinblick auf diese Kreditpunkte stehen aber zum größten Teil noch aus. Zum Beispiel sollen die Kreditpunkte die Möglichkeit bieten einen Teil der Zwischenprüfung studienbegleitend zu absolvieren. Das heißt, daß die benoteten(!) Kreditpunkte in die Note der Zwischenprüfung einfließen. Auch das klingt auf den ersten Blick nicht so schlecht, wird allerdings nicht ohne Folgen für die Studienorganisation bleiben. Mit der Frage, ob Scheine dann beliebig oft wiederholt werden dürfen, um die Note zu verbessern, was selbstverständlich nicht gewünscht wird, besteht plötzlich ein noch größerer Regelungsbedarf. Dieser könnte dadurch erfolgen, daß festgelegt wird, in welchem Studiensemester welche Veranstaltungen belegt werden dürfen. Auch mit einer solchen Regelung werden Studierende entmündigt und in die Position von SchülerInnen zurückgestuft. 

Zusammen mit der befristeten Immatrikulation und der Pflichtberatung kommt dieses Modell, welches (noch) eine Vision ist, einem Versetzungssystem wie in der Schule ziemlich nahe.  
Aber wie war das damals in der Schule? Man mußte das lernen, was gerade auf dem Lehrplan stand und nicht etwa das, was einen interessiert hat. Der Stoff wurde dann entsprechend so gelernt, daß die Klausur einigermaßen überstanden wurde, und danach vergessen. Falls die Klausur nicht bestanden wurde, mußte die nächste eben entsprechend besser werden und nicht etwa der Stoff so wiederholt, daß man diesen tatsächlich lernt.  

Das Studium ist doch gerade deswegen so toll, weil wir uns aussuchen können, was wir lernen wollen. Natürlich gibt es dafür Grenzen, in dem Maße, in dem die Studieninhalte stark aufeinander aufbauen. Ein gewisser Druck (wöchentlich zu lesende Literatur oder zu bearbeitende Aufgabenzettel oder eine Klausur am Ende des Semesters) kann unter Umständen auch gut für die Motivation sein, das soll hier nicht bestritten werden. Aber es verpflichtet uns niemand zu einem bestimmten Studium und deshalb sollten wir als Studierende auch als mündig genug angesehen werden, die Studienorganisation und die Studieninhalte (in Grenzen) selbst bestimmen zu können. Eigenverantwortlichkeit, Kritikfähigkeit, Kreativität und allgemeine Problemlösungskompetenz gehören zum Studium und werden durch größere Freiheit gefördert und nicht durch stärkere Reglementierungen.


Technische Ausführung: Thomas Richter