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Am 25.06.98 fand in Osnabrück eine Wahlveranstaltung des rechts-nationalen Bund Freier Bürger (BFB) unter dem Motto „Zeit für eine glaubwürdige Politik in Deutschland“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Burschenschaft Arkadia-Mittweida, die bereits letztes Jahr wegen rechtsextremer Vorfälle in die Schlagzeilen geraten war. Als Referent war der Generalsekretär des BFB, Dr. Heiner Kappel, eingeladen. Der BFB trat in Osnabrück
erstmals 1996 zur Kommunalwahl in Erscheinung. Die Kandidaten-Basis des
BFB bilden die beiden einzigen lokalen schlagenden Studenten-verbindungen
Arkadia-Mittweida und Marchia Berlin.
Die Wahlveranstaltung des BFB paßt in das bisherige Gesamtbild der Arkadia: Heiner Kappel trat im Dezember 1997 mit mehreren national-liberalen Gesinnungsgenossen aus der hessischen FDP aus und gründete die „Offensive für Deutschland“, deren Programmatik sich am treffendsten mit den Attributen national und konservativ belegen läßt (Initiative gegen den Euro, Verschärfung des Asylrechts etc.) und die kurze Zeit später im Bund Freier Bürger aufging. Heiner Kappel bezeichnet sich selbst als liberalen Demokraten. Jedoch zeigt bereits eine oberflächliche Analyse des von ihm vertretenen Partei-programms, daß das von ihm vermittelte Bild nicht konsistent ist. So ist im Programm des BFB von der Abschaffung des Rechtsanspruchs auf Asyl oder der moralischen Gesinnung der Wehrmacht als wünschenswertes Vorbild für die Bundeswehr die Rede. Ebenso wird behauptet, daß den Jugendlichen in den Schulen ein „verzerrtes und verkürztes Geschichtsbild“ über die Zeit des Nationalsozialismus vermittelt würde. Zur ganzen geschichtlichen Wahrheit gehörten ebenso die diversen heraus-ragenden Leistungen des deutschen Volkes, so der BFB. Der Wahlkampfauftritt Kappels bei der Arkadia bestätigte den durch das Partei-programm erzeugten Eindruck. In seinem Monolog sprach Kappel unter anderem von einer „notwendigen Korrektur unseres verzerrten Geschichtsbildes über die deutsche Vergangenheit“. Korrektur war dabei im Sinne von Vergleich mit den Verbrechen kommunistischer Regimes -insbesondere der SED - zu verstehen. Der Wahlkampfauftritt
Kappels bei Arkadia-Mittweida gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie es
um die politische Gesinnung der Burschenschaft bestellt ist. Ferner zeigt
es, wie wichtig die kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen
der Burschenschaften im allgemeinen ist. Dies, zumal sich der AStA während
der letzten 2 Jahre fast vollständig jeglicher Kommentare zu den Osnabrücker
Studentenverbindungen enthalten hat. Die Auseinandersetzung mit rechtsextremen
oder faschistischen Gruppierungen, zu denen auch Burschenschaften gezählt
werden müssen, sollte wieder selbstverständ-licher Bestandteil
der AStA-Arbeit sein. Wünschenswert wäre ebenfalls eine Stellungnahme
der Stadt Osnabrück zum Thema Burschenschaften anläßlich
der Wahlveranstaltung des BFB, bei der das städtische Friedenslogo
verwendet wurde.
Carsten
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